Crowdfunding und Startups: Status quo in Österreich

von / Donnerstag, 24 Dezember 2015 / Veröffentlicht inAllgemein
crowdfunding

Gründer zu sein ist nicht einfach, denn meist gibt es „nur“ eine Idee für etwas, das vielleicht großartig werden könnte. Problematisch ist hier (wie fast immer) die Finanzierung: Etwas aus dem Boden zu stampfen, ohne die finanziellen Mittel zur Verfügung zu haben – wie soll das gehen? Wenn auch Sie mit einer Idee und der zugehörigen Finanzierung ringen, ist das Crowdfunding vielleicht die rettende Lösung.

 

Was genau ist Crowdfunding?

Crowdfunding ist ein privater Finanzierungsweg, den vor allem junge Unternehmen und Gründer einschlagen, die von Banken keine Kredite erhalten, um Ihr Projekt ins Rollen zu bringen. Über eine entsprechende Crowdfunding-Plattform wird das Projekt der Investorencommunity vorgestellt.

Auch hier sollten Sie natürlich einen Businessplan vorlegen können, um die Initiatoren der Plattform davon zu überzeugen, dass Ihr Projekt bereit für eine Investition ist – anschließend geht es um die richtige Präsentation:

  • Machen Sie Ihre Idee über einen aussagekräftigen Titel schmackhaft.
  • Nutzen Sie das Pitch-Video und Bilder, um Anleger zu überzeugen.
  • Zeigen Sie, was Sie mit dem Geld vorhaben und wo genau es hinfließt.

Als Gegenleistung bieten Sie den Investoren kleine Anreize. Erreichen Sie Ihr Finanzierungsziel ist das Geld direkt verfügbar.

 

Crowdfunding und Crowdinvesting – das ist der Unterschied

Machen Sie sich auf den Weg, die Crowdfunding-Landschaft Österreichs zu erkunden, werden Sie feststellen, dass hier immer wieder ein zweiter Begriff auftaucht: Crowdinvesting. Grundsätzlich handelt es sich um ähnliche Geldquellen, allerdings sieht die Gegenleistung, die die Investoren erhalten, komplett anders aus:

  • Beim Crowdinvesting erhalten Investoren Zinsen oder Anteile an dem Projekt. Es handelt sich demnach um eine monetäre Gegenleistung.
  • Beim Crowdfunding gibt es ausschließlich Gegenleistungen, die nicht wirklich in Geld aufzuwiegen sind, beispielsweise Vorverkaufsrechte, einen exklusiven Prototypen oder Ähnliches. Eine Rückzahlung des Geldes oder die Vergabe von Anteilen sind hier nicht erforderlich.

Warum ist Crowdfunding so beliebt?

Die Kreditvergabe bei einer Bank ist sehr aufwendig – Formulare über Formulare, Prüfungen der Finanzen und die Notwendigkeit von Sicherheiten. Und am Ende kommt doch die Absage, weil nur wenigen Banken bereit sind, das erhöhte Ausfallrisiko einzugehen.

Weniger bürokratische Hürden sind demnach ein ganz wichtiger Vorteil bei der Nutzung von Crowdfunding – doch damit nicht genug.

  • Gleich von Beginn an, arbeiten Sie als Gründer mit einer Community zusammen, mit der Sie Rücksprache (beispielsweise zu Designentscheidungen) halten können – wichtiges Feedback, das dem Erfolg Ihres Projekts zugutekommt.
  • Gleichzeitig finden Sie bereits erste Abnehmer für Ihre Produkte.
  • Investoren können selbst kleine Beträge investieren – die Reichweite der Plattformen schafft es letztendlich, dass Sie Ihr Finanzierungsziel erreichen. Oft schon in wenigen Tagen. Schneller geht es fast nicht mehr.
  • Geldgeber können interessante Projekte und sympathische Gründer unterstützen. Gleichzeitig ist diese moralische Unterstützung ein Impuls für die Gründerlandschaft und die gesamte Wirtschaft.

 

 Crowdfunding in Österreich: Neues Crowdfunding-Gesetz macht die Finanzierung einfacher

Mittlerweile ist diese neue Finanzierungsform nicht nur im Land Österreich, sondern auch in den Regierungskreisen angekommen. Die Folge: das „Crowdfunding-Gesetz“, auch „Alternativfinanzierungsgesetz“ genannt.

Ziel dieses Gesetzes ist es, Crowdfunding und Crowdsourcing auf Augenhöhe neben klassischen Krediten zu etablieren – dafür will man laut Gesetz vor allem die Anleger schützen. Ein Weg, den viele Experten befürworten und der durchaus Sinn macht, schaut man sich die Kernpunkte an:

  • Wer weniger als 2.500 Euro netto pro Monat verdient, darf maximal 5.000 Euro im Jahr investieren. Wer mehr verdient, darf das Doppelte seines Monatseinkommens oder zehn Prozent seines Vermögens investieren.
  • Crowdinvesting-Plattformen benötigen von nun an eine Konzession der Finanzmarktaufsicht – oder alternativ: eine Gewerbeberechtigung für Wertpapierdienstleister, Vermögens- oder Unternehmensberater.
  • Möchten Sie 100.000 Euro einsammeln, müssen Sie ein Infoblatt veröffentlichen. Ab 1,5 Millionen ist ein Prospekt und ab fünf Millionen ein volles Prospekt (beschreibt, Art, Gegenstand und Risiken der Investition) notwendig. Letzteres lohnt sich jedoch für die meisten Startups nicht, da solch ein Prospekt, das von Juristen verfasst wird, mehrere 10.000 Euro kostet.

Das Plus an Sicherheit sorgt im Umkehrschluss dafür, dass mehr Menschen investieren – eine Win-Win-Situation, trotz Deckelung der Investitionssummen.

Der Begriff Crowdfunding-Gesetz ist allerdings ein wenig irreführend, denn: Eigentlich betrifft das Gesetz nur Crowdinvesting-Plattformen, weil ausschließlich Aktien, Anleihen, Geschäftsanteile an Kapitalgesellschaften und Genossenschaften, Genussrechte oder stille Beteiligungen und Nachrangdarlehen als Finanzierungsinstrument genannt werden – beim Crowdfunding gibt es eine derartige Gegenleistung jedoch nicht.

Dennoch ist das neue Gesetz ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, der zeigt, dass Crowdfunding und Crowdinvesting mittlerweile auch in der Mitte Österreichs angekommen sind.

 

Diese österreichischen Plattformen sind einen näheren Blick wert

Wenn auch Sie investieren oder Ihr Projekt per Crowdfunding oder Crowdsourcing finanzieren möchten, gibt es auch in Österreich bereits eine gute Auswahl an Plattformen. Empfehlenswert sind beispielsweise:

  • 1000×1000
  • Startnext.at
  • Speziell für kreative Projekte aus den Bereichen Musik, Film, Literatur: wemakeit
  • Und für Crowdsourcing: Conda

 

Fazit:

Crowdfunding ist also eine relativ einfache und vor allem unbürokratische Möglichkeit an frisches Kapital zu kommen – wichtig ist dabei vor allem eine wirklich gute Idee, denn niemand „verschenkt“ Geldmittel für einen Traum, der schwer zu realisieren ist. Damit es mit dem Crowdfunding klappt, hilft es, sich an folgender Checkliste zu orientieren:

  • Entscheidung zwischen Crowdfunding und Crowdinvesting – was macht für Ihr Projekt mehr Sinn?
  • Suchen Sie sich die „richtige“ Plattform aus.
  • Beschreiben Sie Ihr Angebot beziehungsweise Projekt bis ins kleinste Detail, laden Sie Bilder und Videos hoch, die das Projekt konkretisieren.
  • Geben Sie Anreize für Investoren.
  • Enttäuschen Sie die Investoren nicht!

 

ÜBER DEN AUTOR

Seit 1991 führt Franz Schmid seine ebenso lautende Steuerkanzlei Franz Schmid in Jenbach mit großem Engagement. Seine Klienten vertrauen dabei zum einen auf sein umfassendes Branchenwissen und zum anderen auf die intensive, persönliche Betreuung.

 

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